Der Ausgangspunkt aller Überlegungen und Positionen zum Thema ist eindeutig und klar. Caritas-Präsident Dr. Peter Neher schreibt in seiner Einführung für dieses Positionspapier:
"In den Migrant(inn)en sieht die Kirche das Bild Christi, der gesagt hat: 'ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen' (Mt 25,35). Solidarität und Aufnahmebereitschaft bilden zentrale Werte für Christinnen und Christen." (vgl. Päpstlicher Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs: Erga migrantes caritas Christi)
Im ersten Teil des am 25.10.2015 veröffentlichten Dokuments "Perspektiven des Deutschen Caritasverbandes zu Flucht, Migration und Zusammenleben" wird die wirtschaftsorientierte Sicht vieler Politiker in Frage gestellt, die hochqualifizierte Migranten willkommen heißt, in geringer qualifizierten jedoch eine Gefahr für den eigenen Wohlstand sieht. Es gehe darum, Menschen in ihrer Not zu helfen und nicht nur die aufzunehmen, die durch Jugend und Qualifikation ein Glücksfall für die deutsche Wirtschaft sind.
Im zweiten Teil konzentrieren sich die Autoren auf die Verteidigung der Vielfalt in Deutschland und formulieren die Aufgabe so.
"Zum einen ist ein anwaltschaftliches Wirken für bessere ausländer-, arbeits- und sozialrechtliche Rahmenbedingungen und größere Partizipationschancen nötig. (...) Zum anderen ist es für die Caritas geboten, an Zukunftsperspektiven für eine vielfältige Gesellschaft mitzuarbeiten und neue Ideen für eine Einwanderungsgesellschaft zu entwickeln, die ihre Bindungskraft erhält."
Im dritten Teil plädieren die Autor(inn)en dafür, die Caritas selbst an den Menschen auszurichten. Konkret bedeutet das die möglichst flächendeckende und weitreichende interkulturelle Öffnung der Dienste zu versuchen, damit nicht Ratsuchende deshalb zur Migrationsberatung weitergeleitet werden, weil die sprachlichen und kulturellen Voraussetzungen für eine Beratung bei allen Beratern fehlen. Hier gelte es auch innere Barrieren, althergebrachte Arbeitsteilungen und überkommene Finanzierungsstrukturen im Interesse der Hilfebedürftigen zu hinterfragen.