Caritaspastoral
Caritaspastoral im Erzbistum Hamburg
Grundsätzliches
"Die durch die Zeiten pilgernde Kirche bleibt nicht davon verschont, ihre Gestalt als Antwort auf den Anruf Gottes immer wieder neu zu reflektieren. Die ekklesiologische Diskussion geht weiter."[1]
Ein Blitzlicht im Spätsommer 2021
Als Referent für Caritaspastoral der Caritas im Norden begann ich meine Tätigkeit im Sommer 2019. In dem Schreiben an die Pfarrer im Erzbistum Hamburg vom 28.06.2019 schrieb der Caritas -Vorstand: "Ein Schwerpunkt der Arbeit von Herrn Hubert wird…die Kooperation der Caritas mit den Pfarreien, Gemeinden und weiteren Orten kirchlichen Lebens in den Pastoralen Räumen sein." So wurden die ersten Besuche in Hamburg und Schleswig - Holstein, gemeinsam mit einem Vorstandsmitglied, umgesetzt. Ebenso wurden Kontakte geknüpft bzw. die Zusammenarbeit intensiviert beispielsweise mit dem Freiwilligenzentrum Hamburg, der Caritas vor Ort und der Verbandskommunikation. Auch die Begleitung von Seniorentreffen in Rostock und Schwerin hat noch im Herbst 2019 stattgefunden, ebenso die Begleitung von Glaubensgesprächskreisen und Arbeitsgruppen, die sich vorrangig mit dem Thema und der Bedeutung der Orte kirchlichen Lebens in pastoralen Räumen beschäftigten. Die Gestaltung des virtuellen Mittagsgebetes im Hamburger Mariendom, gemeinsam mit Diakon Kleinewiese aus Hamburg konnte ebenso stattfinden wie Gemeindeabende und Workshops. Auch ein Präsenztreffen der Referenten für Caritaspastoral für die ostdeutschen Bundesländer konnte noch im Frühjahr 2020 stattfinden.
Schon jetzt lässt sich erkennen - und das ist eine der wesentlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus Pandemiezeiten:
Zukunftsfragen
Nicht ausschließlich aber auch auf Grundlage der spezifischen Situation durch die Corona - Pandemie ergeben sich vielfältige Fragen, die auch den Bereich der Caritaspastoral betreffen:
Aktivitäten im Bereich Caritaspastoral
Trotz aller Be- und Einschränkungen konnten zahlreiche Aktivitäten im Bereich Caritaspastoral durchgeführt werden.
- Woche bürgerschaftlich-kirchliches Engagement - Vernetzung mit dem Freiwilligenzentrum, Verbandskommunikation, Medienabteilung des Erzbistums und der Pastoralen Dienststelle
- Caritas-Sonntag - 19.09. 2021 (Predigthinweis auf Seite Caritaspastoral)
- Interkulturelle Wochen - Eröffnung am Caritas-Sonntag
- Suizidprävention in Schwerin- innerhalb der Woche des bürgerschaftlich-kirchlichen Engagements
- Einführungstage für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas
- Tagesimpulse
- Interreligiöser Dialog im Auftrag der Propstei St. Anna - einschließlich der Gestaltung der offenen Foren u. ä.
- Caritaspastoral im Netz
- Glaubenskreis in Schwerin
- Ehrenamtliche Hilfe in der Caritaspastoral - Stichwort - ‚Pool-Lösung‘
- Gremienarbeit im Erzbistum
- Arbeit am Strukturprozess des Trägers
- Fortbildungen der Caritaspastoral
Aufgaben der Caritaspastoral
Neben dieser Liste von konkreten Aktivitäten der letzten Monate gehört(e) für die konzeptionell dazu:
- Telefonische Beratung und Seelsorgegespräche
- Vereinzelt Hausbesuche
- Mitarbeit in den Moderatorentreffen der pastoralen Räume
- Sichtung und Begutachtung sämtlicher Konzepte für die Pastoralen Räume aus Sicht der Caritas
- Mitarbeit in Arbeitsgruppen zur Erstellung der Pastoralkonzepte
- Vorbereitung der Oasentage ab 2022(= bisherige Besinnungstage) und der Gesamtkonferenz der Caritas
- Teilnahme an Klausuren, Leitungskonferenzen und Abstimmungen mit Vorstand und Weihbischof
- Verfassen von Statements und Stellungnahmen (Zeitschriften, Jahrbuch, Internet)
- Zusammenarbeit mit der Pastoralen Dienststelle und den Inhabern der Konzeptstellen (diakonische Pastoral, Freiwilligenengagement, Ehrenamt)
- Diverse Einzelgespräche
- Mitgestaltung des digitalen Adventskalenders, der Fastenimpulse und der geistlichen Anregungen für die Woche des bürgerschaftlichen Engagements
- Die Moderation des Pastoralen Raumes Bützow-Güstrow-Matgendorf und Teterow[4]
Neuralgische Punkte, die zu klären sind
Abschließend möchte ich einige Leitfragen für einen künftigen strukturierten Gesprächsprozess im Rahmen des Tätigkeitsfeldes Caritaspastoral vorlegen. Hierbei lehne ich mich eng an Überlegungen der jüngsten Bundesfachkonferenz zu diesem Thema an, die ‚coronamäßig‘ auch nur per Videokonferenz durchgeführt wurde:
- Wie wirken sich die Thematiken Caritas als pastoraler Dienst und "Diakonische Kirchenentwicklung" auf die caritative Arbeit aus? Welche Erfahrungen gibt es dazu?[5]
- Vermehrte Kontakte und Zusammenarbeit: Gemeinden und Orte kirchlichen Lebens bewegen sich, machen sich auf den Weg in Pfarreien und Pastoralen Räumen. Caritas und Gemeindecaritas sind/bleiben davon nicht unberührt! Was bedeutet dies?
- Was ist die Aufgabe im Rahmen von Caritaspastoral und Gemeindecaritas? Was tun wir im Verband? Was tun wir für bzw. mit dem Bistum? Sind für die tatsächlichen und erforderlichen Aufgaben vor Ort genügend Ressourcen vorhanden?[6]
- Wie wird der zukünftige Stellenwert von Caritaspastoral und Gemeindecaritas in Diözese und Verband ausgestaltet sein mit Blick auf die Gefahr der Einsparung oder Wegrationalisierung? Geht vor Ort die "Gemeindecaritas" in "Engagementförderung" auf?[7]
Die Frage taucht auf nach einem letzten Kontext, in dem caritatives Tun als kirchliches Sein sich ausweist und zu identifizieren ist. Vielleicht kann man das Selbstverständnis von Caritas als Kirche formelhaft in folgender Aussage so zusammenfassen:
"Während, so kann man sagen, sich andere Identitäten durch Abgrenzungen bestimmen, ist das Christliche als das Gemeinsame aller Menschen auf Grund ihrer Herkunft und Zukunft in Gott auszulegen."[8]
Rudolf Hubert
Referent für Caritaspastoral
Schwerin, den 16.09.2021
[1] Georg Bergner "Volk Gottes", Echter - Verlag Würzburg 2018, S. 522
[2] Hier wird es eine der spannendsten Fragen sein, wie die Ziele und Inhalte der Pastoralkonzepte - auch und besonders in Hinsicht auf die Orte kirchlichen Lebens - umgesetzt und ‚mit Leben erfüllt werden‘ (können).
[3] Dabei geht es nicht primär um ‚methodische Feinheiten‘, sondern eher um die Frage, aus welcher Haltung heraus wir denken und handeln? Theologisch ausgedrückt: Sind wir bereit, Gottes Geist in unserem persönlichen Leben und in unseren Institutionen wirklich Raum zu geben?
[4] Diese zusätzliche Aufgabe entfällt auf Grund der Gründung der Pfarrei "Heilige Familie". In Abstimmung mit dem Vorstand und der Personalabteilung des Bistums ist mir zusätzlich - allerdings im Rahmen der Arbeit der Caritaspastoral - das Coaching eines Pfarrers übertragen worden.
[5] Beobachtung zur Charakterisierung von "Gemeindecaritas": Verpackung (Bezeichnung, Name) und Inhalt (Caritas als pastoraler Dienst, diakonische Kirchenentwicklung) passen z.T. nicht zusammen im Verständnis bei Mitarbeitenden und Dritten.
[6] Frage der Stellung des Themas Caritaspastoral und - in den Regionen - Gemeindecaritas innerhalb des Verbandes: Reicht es aus, ‚definitionsmäßig‘ all das darunter zu subsumieren, was ‚irgendwie mit Kirche zu tun hat?‘
[7] Die vor Ort in den Regionen vorhandenen Ressourcen der Gemeindecaritas (Konzeptstellen ‚diakonische Pastoral‘, ‚Freiwilligenengagement´‘) sind mehr als Engagementförderung! (Stichwort: Netzwerkarbeit, Einbindung in Trägerverbünde, Stadtteilarbeit etc.)
[8] Roman A. Siebenrock in "Nach Rahner" - post et secundum, Köln 2004, S. 86