„Eine neue Gestalt von Kirche…“
"Ich begreife unsere Kirche als dienende Gemeinschaft…Eine karitative Haltung ist für mich wesentlich und zukunftsweisend. In der Pastoral unseres Erzbistums und unserer Pfarreien muss Caritas an Bedeutung gewinnen." (1)
"Längst ist die Kirche kein großer und stolzer Luxusdampfer mehr. Im Gegenteil, das Schiff der Kirche hat viele Lecks und kräftig Schlagseite…" (2)
"In diesem Bild der kleinen Schiffe deutet sich für mich etwas Neues an, eine neue Gestalt von Kirche… Wenn unsere Kirche immer mehr den Barkassen ähnelt, so wirkt dies nur auf den ersten Blick wie ein Abstieg. Diese Boote sind aber viel näher an dem kleinen Boot dran, in dem Jesus mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth gesessen hat. Kleine Boote sind…wendiger und schneller zu manövrieren. Kleine Boote bedeuten, dass mehr Menschen Verantwortung übernehmen und sich zuständig fühlen… Kleine Boote bedeuten auch eine größere Nähe im Miteinander, wenn auch im kleineren Kreis." (3)
"Wenn es in ihrer Nähe kein Angebot gibt, seien Sie mutig und machen den ersten Schritt, indem Sie z.B. eine Gebetszeit in der Pfarrkirche anbieten, einen Lesekreis zu theologischer oder geistlicher Literatur ins Leben rufen oder woanders aufsuchen. Es wäre ein großes Hoffnungszeichen, wenn wir… die Stärke unserer Hoffnung… zur Entfaltung bringen, wenn wir uns die Zeit dafür nehmen, sie ins Wort zu bringen, sie auszudrücken." (4)
Der "Ort" der Caritas in der Kirche
"Für die Liebe Gottes gibt es keine Verlorenen…, allerdings gibt es nur allzu viele Menschen, die sich selbst verloren gehen und verloren geben…Wenn der Hirte, Gott, dem Verlorenen nachgeht, dann müssen auch wir so tun… Damit ist theologisch das Wichtigste gesagt…Theologisch gilt es…, die Wende mitzuvollziehen, die das Hauptanliegen Jesu zur Erlösung der Menschen von den Fesseln ihrer Angst bildet: Gott will nicht das Abstrafen, sondern das Überlieben der Schuld; so entspricht es seinem Wesen, so ist Gott wirklich, und einzig aus der Erfahrung dieses Hintergrunds unserer Existenz wachsen wir auf zu uns selber." (5)
"Die Gnade Gottes aber ist als Angebot gegeben, transzendental im Sinne von ‚die Möglichkeitsbedingung gewährend‘, als Potenz, die zu aktualisieren ist. Die Menschheit steht somit also nicht allein in der Situation unverdienter Beschenktheit durch Gott, sondern zugleich in der Krise, die dieses Geschenk, insofern es Angebot, damit aber eben auch Aufgegebenheit ist, heraufführt." (6)
1 Erzbischof Dr. Heße im Hirtenwort 2022, anlässlich des Angsgarfestes in Hamburg, S. 4 f
2 Erzbischof Dr. Heße im Hirtenwort 2023, anlässlich des Angsgarfestes in Hamburg, S.6
3 Erzbischof Dr. Heße im Hirtenwort 2023, anlässlich des Angsgarfestes in Hamburg, S.6
4 Erzbischof Dr. Heße im Hirtenwort 2023, anlässlich des Angsgarfestes in Hamburg, S. 4f
5 Eugen Drewermann "Richtet nicht!", Band III, Ostfildern 2023, S. 486-489
6 Ralf Miggelbrink "Ekstatische Gottesliebe im tätigen Weltbezug", Altenberge 1989, S. 150