Totschweigen ist auch (k)eine Lösung
Es ist im November nicht zu leugnen: Endlichkeit und Vergänglichkeit gehören zum Leben. Das ist ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft und wir wollten drüber reden, um es zum Thema zu machen, dass wir Menschen "endlICH und vergänglICH" sind. Die Straßensozialarbeit und die Friedenskirchengemeinde stellten sich gemeinsam mit Jugendlichen diesem Thema. Der erste Zugang mit den Jugendlichen über den Sarg war erst mal locker:
So haben wir die Aktion endlICH und vergänglICH auf die Straße in Schwerin gebracht.Foto: Andreas Scherer
"…will jemand mal Probeliegen?", "…das ist doch ganz gemütlich!" bis "…der ist ja tatsächlich lang genug." — aber dann kam der Satz: "Horrorfilme anschauen ist nicht so schlimm, wie hier vor dem Sarg zu stehen." Und machte so ganz deutlich, wie schwer es wirklich ist, die eigene Endlichkeit zu sehen und darüber zu reden. Ohne "falsche" Lösungen und vorschnelle Antworten zu bieten, waren wir bereit, zu hören, welche Erfahrungen die Menschen unserer Stadt gemacht haben, und wie sie über dieses Thema denken. Es ging um die kleinen Alltäglichkeiten von Verlust-erfahrungen und auch um das große Thema um Sterben, Tod und Trauer. Nicht zuletzt kam auch hier immer wieder das Thema "Corona" auf und wie weh es tut, mit Isolation und Einsamkeit klarzukommen, gerade, wenn ein Mensch stirbt.
Resonanz: Von "Darf ich mal ein Foto machen?" bis hin zu tiefgehenden Gesprächen über Erstaunen, Ver- und Bewunderung, Interesse, Offenheit und Gesprächsbereitschaft, und selbst eine einzelne kritische Stimme. Wir werden das Projekt im kommenden November wiederholen. Wir werden dann wieder mit dem Sarg und Jugendlichen in Schwerin unterwegs sein! STRASO und Friedensgemeinde stehen auch darüber hinaus jederzeit zu Gesprächen und zur Begleitung in schwierigen Lebenssituationen bereit.
Ein besonderer Dank gilt dem Bestattungsunternehmen Schönsee für den Sarg und dem Transportrad-MV aus Rostock für den Fahrradanhänger!
Andreas Scherer
Zu erreichen ist Andreas Scherer über 0152 23325175
oder per Mail andreas.scherer@caritas-im-norden.de